Lehrveranstaltungen von Piotr Balcerowicz

im Sommersemester 2006

Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets

Asien-Afrika-Institut

Universität Hamburg

 

10.008        HS: Einführung in die indische Epistemologie / Logik: Lektüre von Nyaya-Texten. 2st. Fr 17-18.30 Rm 233 (ab12.05.06)  

Textvorlage: Nyaya-sutra (Aksapada Gautama) und Nyaya-bhasya (Vatsyayana Paksilasvamin)

 Quelle: Anantalal Thakur (ed.): Gautamiyanyayadarsana with Bhasya of Vatsyayana. Indian Council of Philosophical Research, New Delhi 1997.

Beschreibung: Einführung in die indische Epistemologie / Logik (Lektüre von Nyaya-Texten): neben der Lektüre der entsprechenden Passagen erfolgt eine historische Skizze der Entwicklung von indischer Logik, Struktur und Anwendung von Beweisen usw. (2 SWS)

Die Einführung in die Nyaya-Philosophie zeigt, wie die früheste vollständig entwickelte philosophische Schule Indiens - die Epistemologie, Ontologie und Ethik umfasste - methodologisch zu einem konsistenten System ausgebildet wurde. Die Textgrundlage bilden zwei Hauptschriften dieser Schule (in Sanskrit): Das Nyaya-sutra und das Nyaya-bhasya (1.1-1.41). Die ausgewählten Textabschnitte veranschaulichen die systematische Vorgehensweise der Nyaya-Philosophen (Aksapada Gautama und Vatsyayana Paksilasvamin), die Entwicklung der frühindischen Logik, den Zusammenhang zwischen Logik und Rhetorik und die Ausbildung der Schlussfolgerung in der frühen Nyaya-Literatur.

Die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Nyaya-Systems soll unter Hinzuziehung weiterer Quellen aufgezeigt werden, die zeitgleich abgefasst wurden, wie das Caraka-saohita, die Pasupata-Literatur und das Artha-sastra. Buddhistische Quellen von Vasubandhu und Dignaga/Dharmakirti helfen die Fortentwicklung der Lehre von der Schlussfolgerung jenseits der Nyaya- Philosophie zu verstehen. Besondere Beachtung erfährt die Anwendung der Schlussfolgerung im philosophischen Diskurs.

 

10.009        HS: Jainismus: Philosophisches Textstück auf Sanskrit oder Prakrit. Einführung in die jainistische Doktrin und deren Hauptkonzepte. 2st. Fr 13.30-15 Rm 233 (ab 12.05.06) 

Textvorlage: Tattvartha-sutra (Umasvamin) und Tattvarthadhigama-bhasya (Umasvati)

Quelle: M.K. Mody (ed.): Tattvarthadhigama by Umasvati being in the Original Sanskrit with the Bhasya by the author himself. Bibliotheca Indica / Bibliotheca Indica New Series 1044, 1079, 1118, Calcutta 1903, 1904, 1905.

Beschreibung: Jainismus: Philosophisches Textstück auf Sanskrit (z.B. Tattvartha-sutra) oder Prakrit (Kundakunda): Die Einführung in die jainistische Doktrin und deren Hauptkonzepte (2 SWS)

Das Tattvartha-sutra von Umasvamin ist der früheste jainistische Text, der in Sankrit verfasst wurde und gilt gleichsam als wichtigster aller jainistischen Schriften. Im ersten Kapitel dieses Sutras, kommentiert durch den Tattvarthadhigama-bhasya (Svetambara-Kommentar) von Umasvati, wird der Zusammenhang von Ethik, Handlung und Erkenntnis dargestellt sowie die Erkenntnismittel (pramana) im Jinismus beschrieben. Die Unterscheidung der erkenntnistheoretischen Modelle aus dem Tattvartha-sutra und anderer jainistischer Schriften bildet den Schwerpunkt der Darstellung. Zudem wird die Theorie der Sieben Sichtpunkte (naya) skizziert, die im späteren Verlauf der Tradition die Grundlage der vielfach diskutierten Theorie des Anekanta-vada bildet.

Der Digambara-Kommentar Sarvartha-siddhi von Pujyapada Devanandin wird hinzugezogen, um die doktrinären Unterschiede zwischen den Digambaras und Svetambaras aufzuzeigen.

Mehrere zur Zeit des Tattvartha-sutra und Tattvarthadhigama-bhasya abgefasste Werke Kundakunda’s (Samaya-sara und Pancastikaya-samaya etc.) in Prakrit bilden ergänzendes Textmaterial mit zum Teil differierenden epistemologischen Modellen. Parallellen und Unterschiede werden aufgezeigt. Die kurzen Textabschnitte in Prakrit sollen gleichsam als Einführung in das jainistische Prakrit fungieren.

 

10.010        HS: Indische Gesellschaft aufgezeigt anhand des Artha-sastra (ausgewählte Abschnitte). 2st. Mo 10-11.30 Rm 41 ESA-1 HG (ab 08.05.06)       

Textvorlage:Kauþilya: Artha-sastra.

 Quelle: R. P. Kangle (ed.): The Kauþiliya Arthasastra. Part I: A Critical Edition with a Glossary. Part II: An English Translation with Critical and Explanatory Notes. Part III: A Study. University of Bombay, Bombay 1960, 1963, 1965 [Nachdruck: Delhi 1986–88].

 Beschreibung: (3) Indische Gesellschaft aufgezeigt anhand des Artha-sastra - Einführung in die Theorie des Staates und der Gesellschaft Indiens (2 SWS)

 Die Darstellung der Entwicklung der politischen Philosophie Indiens zwischen dem 3. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. erfolgt auf Grundlage des Artha-sastra von Kauþilya (erstes Kapitels ohne Einleitung). Die ausgewählten Textabschnitte zeigen den idealisierten Zusammenhang zwischen Ethik und Politik, die Bedeutung des Dharma als Prinzip der gesellschaftlichen Ordnung, der politischen Stabilisation und des Wohlstands. Das Artha-sastra belegt, wie Ethik, Religion und lokale Kultorte benutzt wurden, um die Zentralmacht in der Stadt zu legitimieren, aber auch wie auf eine moderne Weise ein Netz von Ministern, Geheimagenten, Spionen usw. aufgebaut wurde.

Dargestellt werden die bestehenden Zusammenhänge zwischen dem Artha-sastra und der materialistischen Philosophie (Carvaka), die als Teil der analytischen philosophischen Strömung (Anviksiki) aufgefasst wurde. Weiterhin sollen Parallelen in den Auffassungen bei Platon und Aristoteles und in iranischen Gesellschaftstheorien vorislamischer Zeit (3. Jh. v. Chr. bis 6. Jh. n. Chr.) diskutiert werden sowie interessante Parallelen in der frühislamischen politische Philosophie, die auch direkten indischen Einflüssen unterlag.

 

10.011        HS: Vergleichende Philosophie: Sanskrit-Lektüre anhand ausgewählter Abschnitte aus der Nyaya-Vaisesika-Literatur und deren Widerlegungen aus buddhistischer und jainistischer Sicht, und Vergleich mit westlichen Argumenten. 2st. Do 10-11.30 Rm 41 ESA-1 HG (ab 11.05.06)       

Textvorlage: Udayana: Nyaya-kusumanjali

 Quelle: Padmaprasada Upadhyaya; Dhundhiraja Sastri (ed.): Srimad-Udayanacarya-pranitah Nyaya-kusumanjalih (vyakhyacatustayopetah saþippanah): Srimad-Varadaraja-pranitaya ‘Bodhanya’, Mahopadhyaya-Sri-Vardhamanopadhyaya-pranitena ‘Prakasena’ etc. Kasi Saoskåta-grantha-mala 30, Varanasi 1957.

 Beschreibung: (4) Vergleichende Philosophie: Sanskrit-Lektüre anhand ausgewählter Abschnitte z.B. über die Beweise der Existenz Gottes (Jayanta Bhaþþa und Udayana) und deren Widerlegungen aus buddhistischer (z.B. Saókarananda) und jainistischer (z.B. Hemacandra) Sicht und eines Vergleichs mit westlicher Argumentation (von der Antike bis Kant) (2 SWS)

Die Beweise der Existenz Gottes aus der Nyaya-Vaisesika-Literatur werden in Udayanas Nyaya-kusumanjali dargestellt. Gelegentlich sollen einzelne Fragmente von Jayanta Bhaþþa hinzugezogen werden, um seinen historischen Einfluss aufzuzeigen. Analysiert wird die logische Struktur der Argumentation Udayana’s gegen buddhistische und jainistische Kritik an Jayanta Bhaþþa’s Auffassung. Die Grundlagen dieser Argumentation (z.T. vedische) werden nachgewiesen.

Ergänzt wird die Analyse durch eine strukturellen Vergleich indischer und europäischer Argumentationsformen (Aristoteles, Thomas v. Aquin, Kant) einschließlich einer detaillierten Besprechung ihrer Gemeinsamkeiten und Differenzen.

 

 

 

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